Religionssoziologie / Vom Individuum zur Gesellschaft

Warum sammeln sich Menschen in Gruppen? Warum gehen sie auseinander, um sich erneut – in anderer Form – zu gruppieren? Gesellschaft ist durch ein ständiges Hin und Her zwischen diesen beiden Polen beschreibbar. Wen dieser Gedanke fasziniert, der ist in der Soziologie richtig.

Dieses Buch will zum Nachdenken über die gesellschaftliche Formung des Menschen anregen. Denn dieses Gesellschaftliche betrifft den Menschen überall, wo er sich befindet. Das Gesellschaftliche ist eines der unendlichen Gesprächsthemen der Menschheit und war es auch, lange bevor darüber in abstrakter Soziologensprache reflektiert wurde.

Kann diese Wissenschaft Muslimen ein tieferes Verständnis ihrer Religion bringen? Vielleicht nicht ihrer Religion, aber ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit. Muslime kommen zusammen und spalten sich. Muslime interpretieren ihre Religion nach ihrer jeweiligen sozialen Umgebung. Neue Auslegungen ersetzen ältere, auch wenn bestimmte religiöse Ideale die Zeit überdauern.

Soziologie hat eine lange religionskritische Tradition. Viele Soziologen argumentieren, dass gesellschaftliche Missstände und Ausbeutung auf die Religion selbst zurückzuführen seien. Diese kritische Perspektive ist durchaus hilfreich, auch zeitgenössische Konflikte in der islamischen Welt zu verstehen und erneut zu hinterfragen, was an den beschworenen Idealen wirklich den Kernbestand der Religion ausmacht.

Richtig verstanden liefern die islamischen Quellen an zahlreichen Stellen Methoden und Denkanstöße, gesellschaftliches Leben heilsam zu gestalten. Widersprüchliche Bedürfnisse von Individuum und Gemeinschaft können durch eine gesunde Spiritualität ausgeglichen und unterschiedliche ethnische Gruppen zu solidarischem Zusammenleben unter Akzeptanz ihrer Eigenständigkeit angeleitet werden. Inwieweit dieses Ideal sich verwirklichen lässt, muss stets aufs Neue hinterfragt werden. Und dazu liefert das soziologische Denken der in diesem Buch erwähnten Theoretiker Impulse bis heute.

• Autor: Dr. Kerim Edipoğlu
• Format: A5, Softcover mit 327 Seiten
• ISBN 978-3-9821043-2-4